Routenplanung mit Falträdern

Einer der grössten Vorteile eines Faltrads ist die Flexibilität, jederzeit auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen zu können. Dadurch wird eine detaillierte, minutiöse Planung der gesamten Reise oft überflüssig. Man kann spontan Entscheidungen treffen, sei es wegen Wetteränderungen, einer interessanten Entdeckung unterwegs oder einfach aus Lust und Laune.

Eine Landstrasse schlängelt sich durch eine liebliche Landschaft mit einem gelb leuchtendem Rapsfeld.

Es wäre schade, diesen kleinen Umweg mitten durch ein Rapsfeld nicht auch noch mitzunehmen.

Grundlegende Aspekte der Routenplanung

Dennoch gibt es aufgrund der Besonderheiten von Falträdern einige grundlegende Aspekte, die bei der Planung beachtet werden sollten, um die Reise so angenehm und stressfrei wie möglich zu gestalten:

  1. Angenehmes Streckenprofil: Wir bevorzugen Strecken, die moderate Steigungen und ein abwechslungsreiches, aber nicht übermässig anspruchsvolles Gelände bieten. Lange Anstiege oder längere umgepflasterte Wege vermeiden wir möglichst. Diese kann man mit Falträdern bewältigen, es kann mit viel Gepäck jedoch mühsam werden.
  2. Gut ausgebaute Infrastruktur: Ein gutes Netz an Radwegen oder ruhigen Nebenstrassen ist uns wichtig. Diese bieten Sicherheit und sorgen dafür, dass wir die Umgebung entspannt geniessen können. Ausserdem bevorzugen wir Routen, die ausreichend Rastmöglichkeiten und andere Annehmlichkeiten bieten.
  3. Sehenswerte Zwischenstopps: Unsere Reisen sollen nicht nur Kilometer fressen, sondern auch bleibende Eindrücke bescheren. Daher planen wir Zwischenstopps an interessanten Orten ein – sei es ein malerisches Dorf, eine historische Sehenswürdigkeit, ein schöner Aussichtspunkt oder ein Restaurant mit regionalen Spezialitäten. Diese Highlights bereichern die Tour und machen sie unvergesslich.
  4. Flexibilität durch öffentliche Verkehrsmittel: Wir achten darauf, dass Start- und Endpunkte unserer Route sowie gegebenenfalls auch Zwischenstationen gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar sind. Falträder lassen sich unkompliziert in Zügen, Bussen und sogar Hochgeschwindigkeitszügen mitnehmen, was grosse Flexibilität und Planungsfreiheit gibt.
  5. Angenehme Tagesetappen: Wir wählen Tagesetappen, die genügend Zeit für Pausen, Erkundungen und das Geniessen der Landschaft lassen. Meist planen wir 60 bis 80 Kilometer pro Tag – genug, um voranzukommen, aber nicht so viel, dass die Reise in Stress ausartet.
  6. Lokale Kulinarik und Unterkunft: Da wir nicht mit Zelt und Kocher reisen, achten wir darauf, dass die Route Zugang zu guten Unterkünften und Verpflegungsmöglichkeiten bietet. Ein gemütliches Hotel und eine regionale Spezialität am Abend runden den Tag perfekt ab.
  7. Einfache Rückkehrmöglichkeiten: Wir vermeiden Rundtouren, wenn es nicht nötig ist. Stattdessen planen wir gerne Strecken, bei denen der Endpunkt nicht identisch mit dem Startpunkt ist. So können wir neue Gebiete erkunden und mithilfe von Zügen oder Bussen bequem zurückreisen.

Ein Reiz des Faltradreisens liegt in der Entschleunigung: Man nimmt die Umgebung intensiver wahr, entdeckt Details, die bei schnellerem Tempo leicht übersehen werden, und hat Zeit, Eindrücke wirklich auf sich wirken zu lassen. Es geht nicht darum, ein Ziel möglichst schnell zu erreichen, sondern vielmehr darum, den Weg dorthin zu geniessen.

Genügend Schlupfzeiten einplanen

Was den Zeitaufwand betrifft, sind wir immer wieder überrascht, wie schnell sich kleine Pausen auf der Strecke zu Stunden summieren. Wenn wir die Strecke geniessen wollen, verdoppeln wir die Fahrzeit, um einen realistischen Wert für die Gesamtzeit zu erhalten. Selbst bei sportlichen Tagestouren mit dem Gravelbike rechnen wir 30% Zeit dazu.

Zeit für ein gepflegtes Mittagessen oder einen ausgedehnten Apéro am Zielort sind gute Gründe, die Etappen in einem vernünftigen Rahmen zu halten.

Es gibt Situationen, in denen es unumgänglich ist, eine längere Strecke einzuplanen. Zum Beispiel, wenn es vorher einfach keinen Ort gibt, der gross genug ist, um zu übernachten. Dann nimmt man eben für die erste oder letzte Etappe ein öffentliches Verkehrsmittel, um trotzdem genügend Zeit für die Radkilometer zu haben.

Reiseplanung mit Komoot

Für die Planung unserer Routen gibt es zahlreiche Werkzeuge, die sich an unterschiedliche Zielgruppen richten. Nach einigem Ausprobieren haben wir uns für Komoot entschieden, da es unsere Anforderungen und Bedürfnisse bestens erfüllt. Diese umfassen:

  1. Gute Routenvorschläge: Man kann mit dem Star- und Endpunkt der Route beginnen und Komoot schlägt fast immer gute Fahrradrouten vor. Diesen Vorschlag kann man dann an eigene Bedürfnisse anpassen. Das macht die Planung schnell und unkompliziert – ideal auch für spontane Änderungen.
  2. Anpassung an unterschiedliche Tourentypen: Ob Genussfahrten, Tagestouren oder mehrtägige Reisen – Komoot bietet die Möglichkeit, Streckenprofile entsprechend der gewünschten Aktivität anzupassen. Die Auswahl zwischen verschiedenen Modi wie Radfahren, Gravel oder Wandern ermöglicht vielseitige Einsatzmöglichkeiten.
  3. Verlässliche Wegbeschreibung und Streckeninfos: Komoot bietet präzise Informationen zu Wegbelägen, Höhenprofilen und Schwierigkeitsgraden, was besonders für Falträder wichtig ist. So vermeiden wir unpassende oder zu anspruchsvolle Streckenabschnitte.
  4. Tourenvorschläge am Ort: Komoot unterstützt uns nicht nur bei der Planung und Navigation längerer Reisen, sondern bietet auch eine praktische Funktion für lokale Rundtouren an einem bestimmten Ort. Diese Vorschläge basieren auf der Popularität der Touren innerhalb der Komoot-Community, was oft eine positive Vorauswahl sicherstellt.
  5. Offline-Karten: Mit der Option, Karten herunterzuladen, bleibt die Navigation auch in Gebieten ohne Mobilfunkempfang zuverlässig. Das ist besonders hilfreich bei längeren Touren oder in abgelegenen Regionen.
  6. Synchronisation und Kompatibilität: Die Synchronisation zwischen verschiedenen Geräten und die Möglichkeit, geplante Routen direkt auf unser GPS-Gerät zu übertragen (z. B. auf den Garmin 1040), erleichtert den gesamten Planungs- und Navigationsprozess.

Leider ist Komoot weder in der App noch im Browser so intuitiv, wie man es sich vielleicht wünschen würde. Um das volle Potenzial der Plattform nutzen zu können, empfehlen wir daher, den Umgang damit vor einer Reise in aller Ruhe zu erlernen. Am besten testet man Komoot auf bekannten Routen, wie der gewohnten Hausrunde oder Touren in der eigenen Stadt. So kann man in vertrautem Terrain verschiedene Funktionen ausprobieren, ohne sich Sorgen um Orientierung oder Zeitdruck machen zu müssen. 

Mit Komoot haben wir ein Werkzeug gefunden, das nicht nur durch seine technischen Funktionen überzeugt, sondern uns auch immer wieder inspiriert, neue Strecken auszuprobieren und unsere Reisen abwechslungsreich zu gestalten. Es bietet eine Plattform, die es uns ermöglicht, Touren präzise zu planen und gleichzeitig Raum für Spontaneität zu lassen.

Schritte in der Routenplanung

Zu Beginn der Planung nutzen wir Komoot, um uns eine erste, vollständige Route berechnen zu lassen. Dabei geben wir einfach den Start- und Endpunkt unserer Reise ein, die gleichzeitig die wichtigsten Fixpunkte unserer Tour darstellen. Komoot erstellt daraufhin automatisch einen Routenvorschlag, der sich grundsätzlich für Radfahrer eignet und als solide Basis für die weitere Planung dient.

So gewinnen wir schnell einen Überblick über die Länge der Strecke, potenzielle Herausforderungen und Highlights entlang der Route. Von hier aus beginnen wir, Details wie Zwischenstopps, alternative Wege oder kleine Umwege zu Sehenswürdigkeiten und besonderen Orten einzuarbeiten, um die Route genau auf unsere Vorlieben und die Möglichkeiten unserer Falträder abzustimmen.

Am Computer lässt sich die geplante Route mit der Maus einfach und präzise anpassen. Durch das Setzen und Verschieben von Punkten kann man die Strecke flexibel modifizieren, etwa um Alternativen auszuprobieren, Sehenswürdigkeiten einzubauen oder Abschnitte zu umgehen, die nicht faltradtauglich sind. Auf Tablets oder anderen Touch-Geräten ist die Bedienung aktuell weniger elegant. Zwar kann man die Route auch hier mit Finger oder Stift bearbeiten, im Vergleich zum Computer jedoch etwas eingeschränkt.

Wichtig: Für Falträder den Modus „Fahrrad“ wählen. Mountainbike oder Rennrad führen in die Irre. Zudem die Leistungsklasse etwas zurücknehmen – der kleinen Räder wegen.

Die Gesamtroute lässt sich dann relativ einfach in Tagesetappen unterteilen. In die einzelnen Etappen bauen wir dann die Abstecher zu Sehenswürdigkeiten, Ortschaften etc. ein. Dazu erstellen wir jeweils neue Routen, die wir unter sprechenden Namen ablegen. Der erste Tag der Frühlingsferien 2024 heisst z.B. „FF24-01 Ort A – Ort B“.

Wer regelmässig Routen planen möchte, sollte sich die kostenpflichtige Premium-Version von Komoot zu gönnen. Für einen vergleichsweise kleinen Betrag erhält man zahlreiche zusätzliche Funktionen, die das Planen und Navigieren deutlich komfortabler und umfangreicher machen. Dazu gehören spezifische Fahrradkarten sowie Fotos und Beschreibungen von Highlights entlang der Route, die für zusätzliche Inspiration sorgen. Nicht zuletzt unterstützt man mit dem Kauf der Premium-Version die Weiterentwicklung und Pflege der App.

Die einzelnen Schritte der Routenplanung sind bei Komoot leider nicht intuitiv. Es lohnt sich, die Anleitung zu lesen und an einem regnerischen Tag ein paar Trockenübungen zu machen.

Reiseplanung mit Outdooractive

Im März 2025 wurde Komoot von Bending Spoons übernommen und viele Mitarbeiter entlassen. Stand August 2025 hatte dies jedoch aus unserer Erfahrung noch keinen negativen Einfluss auf die Funktionalität von Komoot.

Solche Transaktionen erfolgen jedoch meist mit dem Ziel, die Profitabilität eines Unternehmens nach dessen Akquisition zu steigen. Das muss nicht unbedingt schlecht sein, schafft jedoch Unsicherheit für die Anwender, wie es weiter gehen wird.

Aus diesem Grund haben wir in den letzten Monaten auch Outdooractive im Rahmen eines kostenpflichtigen Abonnements getestet und kommen bisher zu einer durchwegs positiven Beurteilung.

  • Die Funktionalität ist weitestgehend vergleichbar mit jener von Komoot. Selbst die Bodenbeschaffenheit, eine wichtige Komponente der Routenplanung für Falträder, ist vorhanden.
  • Die Routenberechnung zwischen Start- und Endpunkt scheint in einigen Fällen weniger intelligent zu sein, dafür ist es sehr einfach Zwischenpunkte zu setzen, und diese nach Wunsch zu verschieben.
  • Sehr wertvoll sind bei Outdooractive die Informationen zu Anlässen und Sehenswürdigkeiten an der Strecke. Wir haben dadurch schon Erlebnisse gehabt, sie wir sonst verpasst hätten.
  • Das Angebot an spezialisierten Karten basierend auf amtlichen Geodaten verschiedener Länder ist bei Outdooractive deutlich besser. So kann man z.B. auch die Topo-Karte der Schweiz nutzen.
  • Die Flyover Funktion ist schlicht grossartig. In einer 3D-Darstellung kann man die geplante Strecke verfolgen und sich so einen guten Eindruck zur Topografie verschaffen.
  • Geplante Routen an Garmin Geräte zu übertragen funktioniert bei Outdooractive auch ohne, dass eine App auf dem Gerät installiert sein muss. Da Apps gelegentlich abstürzen ist das eine willkommene Vereinfachung.

Wir werden diesen Abschnitt in den nächsten Wochen ausbauen, wenn wir mehr Praxiserfahrung mit Outdooractive gesammelt haben. Es ist uns auch in diesem Thema wichtig, möglichst objektive Informationen zu vermitteln.

Navigation unterwegs

Im Prinzip ist es heute problemlos möglich, mit dem Handy zu navigieren. Die meisten modernen Smartphones sind ausreichend wasserdicht und es gibt zahlreiche hochwertige Halterungen, die einen sicheren Halt auch bei holprigen Strecken gewährleisten.

Allerdings gibt es eine wesentliche Einschränkung: die Akkulaufzeit. Gerade bei längeren Touren reicht der Akku eines Handys selten für einen ganzen Tag Navigation, insbesondere wenn GPS dauerhaft aktiviert ist und das Display häufig genutzt wird.

Aus diesem Grund bevorzugen wir dedizierte GPS-Geräte für unsere Touren. Diese Geräte bieten mehrere Vorteile, die sie für längere Reisen ideal machen:

  1. Lokale Karten: Dedizierte GPS-Geräte speichern Karten lokal, was eine zuverlässige Navigation auch ohne Mobilfunkempfang ermöglicht.
  2. Akkulaufzeit: Höherwertige GPS-Geräte sind so konzipiert, dass sie mit einer einzigen Akkuladung problemlos einen ganzen Tag oder sogar länger durchhalten – ein entscheidender Vorteil gegenüber Smartphones.
  3. Displayqualität: Die Bildschirme von GPS-Geräten sind speziell dafür ausgelegt, auch bei direktem Sonnenlicht gut lesbar zu sein. Das ist besonders wichtig, wenn man im Freien unterwegs ist und das Display schnell ablesen möchte.
  4. Robustheit: GPS-Geräte sind für den Einsatz im Freien gemacht und oft robuster als Smartphones. Sie sind gegen Stösse, Regen und Staub besser geschützt, was sie ideal für Touren macht.

Für uns ist die Kombination aus Smartphone und GPS-Gerät die perfekte Lösung: Das Handy bleibt als Backup und für spontane Planungen dabei, während das GPS-Gerät zuverlässig die Navigation übernimmt. So können wir uns voll auf die Fahrt konzentrieren, ohne uns Sorgen um leere Akkus oder schlechte Sichtbarkeit machen zu müssen.

Weitere Hilfsmittel

Neben der Planung der Route müssen auch die Hin- und Rückreise, sowie Unterkünfte gebucht werden. Dazu nutzen wir die folgenden Dienste:

  • Die SBB (Schweizerischen Bundesbahnen) führen in ihrem Fahrplan auch kleine Bahnhöfe in ganz Europa. Mit der App kann man auch unterwegs ganz einfach Verbindungen innerhalb der europäischen Länder finden. Es ist praktisch, wenn man zur Planung nur eine App benötigt. Um Tickets zu kaufen benötigt man jedoch die App des jeweiligen Landes. Oder man geht einfach an einen Automaten.
  • Man mag booking.com mögen oder nicht, praktisch ist es. Nicht zuletzt der einfachen Stornierungsmöglichkeit wegen, was bei üblem Wetter richtig hilfreich sein kann. Welcher Radreisende hat nicht schon seine Pläne ändern müssen. Die nötige Flexibilität geben Falträder ja.

Wir haben immer unsere Tablets im Tagesrucksack dabei. Das zusätzliche Gewicht nehmen wir gerne in Kauf. Die grösseren Bildschirme machen viele Aufgaben unterwegs deutlich komfortabler, sei es das Überarbeiten von Routen, das Abrufen detaillierter Informationen oder das Schreiben von Notizen und Reiseberichten. Gerade bei längeren Touren schätzen wir diese Flexibilität.

Ein weiterer Vorteil moderner Tablets mit USB-C-Anschluss ist ihre Fähigkeit, als Powerbank zu dienen. So können wir bei Bedarf andere Geräte wie Smartphones oder GPS-Geräte unterwegs aufladen, was gerade bei langen Tagen ohne Steckdose eine praktische Zusatzfunktion ist.